Wie Kräutertees Ihrer Gesundheit helfen
Kräutertees sind mehr als nur ein Hausmittel. Ihre Wirkung sollte nicht unterschätzt werden. Schon beim Aufgießen ist einiges zu beachten. (Quelle: http://www.welt.de/) Sie entspringen uraltem Wissen – Kräutertees sind aus der Medizingeschichte nicht wegzudenken. Ob in der Pflanzenheilkunde oder der Traditionellen Chinesischen Medizin: Kräuter spielen auch heute noch bei der Behandlung vieler leichter Beschwerden eine große Rolle. Chemnitz/Würzburg (dpa/tmn) – Bei Schnupfen, Husten oder Bauchweh sind Kräutertees ein beliebtes Mittel, um für rasche Linderung zu sorgen. In vielen Hausapotheken lagert daher ein kleiner Vorrat an Kamillen- oder Fencheltee, um für die nächste Erkältungswelle gewappnet zu sein. Kräutertees sind aber mehr als nur ein Hausmittel zur Eigentherapie saisonaler Wehwehchen. Die Naturheilkunde und die Traditionelle Chinesische Medizin etwa kennen Aufgüsse mit Kräutern seit langem als wirkungsvolle Heilmittel, mit denen sich die unterschiedlichsten Beschwerden behandeln lassen. Die Pflanzenheilkunde, auch Phytotherapie genannt, gehört nach Angaben des Berufsverbands Deutsche Naturheilkunde (BDN) in Chemnitz zu den ältesten Medizinlehren. Schon in der Antike wurden Erkrankungen mit Heilpflanzen behandelt. Auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin, kurz TCM, ist die Kräuterheilkunde eine wichtige Säule. „Sie macht im Ursprungsland China etwa 70 Prozent aller TCM-Anwendungen aus“, erläutert der BDN. Durch Abkochungen, Pillen und Pulver sollten das Qi, der Fluss der Lebensenergie und damit die Selbstheilungskräfte, gestärkt werden. Klassischer Tee hat sich in Europa erst mit dem 17. Jahrhundert durchgesetzt. Da war Kräutertee schon wesentlich länger als Arzneitee in Gebrauch, erzählt Johannes Gottfried Mayer von der Forschergruppe Klostermedizin in Würzburg. In antiken medizinischen Schriften – die ältesten stammten aus dem 5. Jahrhundert vor Christus – sei etwa die Rede davon, wie Heilpflanzen in Wein oder Wasser eingelegt werden. Anschließend wurde der gesamte Inhalt samt Pflanzenbrei eingenommen. „Vor der Zeitenwende scheint dann das Kochen in Wasser oder Wein üblich geworden zu sein, wobei der Sud dann abgeseiht und die zurückbleibende Flüssigkeit getrunken wurde.“ Im Mittelalter habe man Wein bevorzugt – wohl aus hygienischen Gründen, da sauberes Wasser oft schwer zu bekommen war, vermutet Mayer. „Zum anderen ist es auch pharmakologisch sinnvoll, denn viele Inhaltsstoffe lösen sich in Alkohol besser als in Wasser, zum Beispiel die ätherischen Öle.“ Erst in den vergangenen 200 Jahren habe sich Kräutertee, wie er heute genutzt wird, als Arznei- oder Genussmittel durchgesetzt. In Deutschland spielten Kräutertees heute vor allem in der Hausapotheke eine Rolle, sagt Bernhard Uehleke von der Charité Universitätsmedizin Berlin. Von der Schulmedizin werden sie zur Behandlung kaum verschrieben – wohl auch deshalb, weil Tees nicht von den Krankenkassen erstattet werden. Man setze hier eher auf Extrakte. Eine wesentlich größere Bedeutung haben Kräutertees dagegen noch in der Naturheilkunde. Heilpraktiker verordneten sehr häufig chinesische Tees, aber auch Rezepturen aus europäischen Kräutern, sagt Claus Rüdiger Goebel vom BDN. Und das nicht nur zur Linderung saisonaler Wehwehchen: So gebe es etwa spezielle Teerezepturen aus chinesischen Kräutern, die einer Magenschleimhautentzündung (Gastritis) vorbeugen. Auch für Beschwerden während der Menstruation, in der Schwangerschaft oder in der Stillphase fänden spezielle Kräuterteemischungen Verwendung. Wichtig sei bei dieser Art der Behandlung aber, dass ein Experte jeweils den „persönlichen Tee“ zusammenstellt. Verbraucher sollten sich nicht selbst irgendetwas zusammenbrauen. „Man kann mit Tees auch viel falsch machen“, warnt Goebel. Ihre Wirkung sollte nicht unterschätzen werden, bestätigt auch Naturheilkunde-Experte Uehleke. Immerhin könnten manche wasserlöslichen Bestandteile hohe Dosierungen erreichen, die mit denen anderer Arzneimittel vergleichbar seien. Unbedenklich sind dagegen die gängigen Kräutertees aus der Hausapotheke. Er sei ein großer Anhänger dieser Tees, weil sie eine preiswerte und natürliche Alternative sind, sagt Uehleke. Zubereiten können Verbraucher diese Arzneitees selbst. Die Zutaten – meist getrocknete Pflanzenblüten oder -samen – oder bereits aufgussfertige Beutel sind im Reformhaus, in der Drogerie oder Apotheke erhältlich. Wenn der Tee als Arzneitee getrunken wird, sollte die Qualität gleichbleibend sein. Solche Tees enthielten auf der Verpackung oder auf dem Beipackzettel eine Gebrauchsinformation mit Angaben zu Indikation und Gegenanzeigen. Von Präparaten in Lebensmittelqualität, wie sie in Supermärkten angeboten werden, rät Uehleke ab. Bei ihnen sei keine gleichbleibende Qualität gewährleistet, weshalb sie als Genussmittel gelten und nicht als Arzneitee infrage kämen.
Grenzen der Selbstmedikation beachten
Auch wenn das Arzneiteetrinken auf eigene Faust viel Gutes bewirkt und selbst Ärzte die Präparate zur Begleitung der schulmedizinischen Therapie empfehlen: Patienten sollten die Grenzen der Selbstmedikation beachten. „Wenn eine Erkältung gar nicht mehr weggeht oder mit hohem Fieber verbunden ist, sollte besser ein Arzt aufgesucht werden“, rät Bernhard Uehleke von der Charité. Auch bei Gliederschmerzen sei das anzuraten, um keine notwendige Therapie zu versäumen. Zumindest sollte der Arzt abklären, ob nicht eine andere Krankheit dahintersteckt, die gesondert behandelt werden muss.